Reise ABC Alaska Highway 1994

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Alaska Highway ... Jaaa, das klingt so richtig nach Freiheit und Abenteuer, ne? Na gut, ist auch was dran, jedenfalls wenn man eine (halbwegs) einsame, (sehr) lange und (meistens) gut asphaltierte Strecke darunter versteht, die einen beachtlichen Teil des nordamerikanischen Kontinents belagert. Um Missverständnissen vorzubeugen: Mit dem ALCAN, wie dieses Sträßchen auch genannt wird, erreicht man irgendwann auch Alaska - das habe ich mir für später einmal aufgehoben und tummelte mich auf dieser Reise in der nordwestlichen Region von Kanada.

 

Anreise ... Normalerweise meine ich damit die mehr oder weniger öffentlichen Transportmittel, in diesem Fall also den Flug nach Edmonton. Aber um dem Titel da oben gerecht zu werden, muss ich wohl auch die nicht gerade prickelnde Strecke nach Dawson Creek hinzu rechnen, wo der ALCAN "offiziell" beginnt. Zurück ging's mit dem Dampfer von Skagway in Alaska nach Seattle (bzw. Bellingham), mit dem Rad nach Vancouver und von da aus mit dem Flieger heimwärts - hey, war doch ne coole logistische Leistung, oder?

 

Berge ... Gut 1.000 KM bis Fort Nelson so gut wie nix, aber dann gab's in den kanadischen Rocky Mountains ordentlich was auf die Waden.

 

Campingplätze ... Nun sind wir ja in Europa einen gewissen Luxus gewöhnt, so von wegen Rezeption und Supermarkt. In Kanada wird dagegen eher das Modell Trinkwasserpumpe und Pumpsklo bevorzugt, naja, schließlich sausen die ja auch meistens in Wohnmobilen herum, gegen die meine Wohnung zu Hause ziemlich blass aussieht. Aber ab und zu durfte ich dann doch den sagenhaften Luxus einer Dusche genießen ... Ach so, von wegen wild Zelten: Geht in dem Ländle eigentlich ganz gut, aber wenn die großen, pelzigen Viecher nachts um die Plastikhütte schleichen, wird's dann vielleicht doch ein bisserl ungemütlich; also, muss nicht sein, da hab ich mich dann doch lieber in den Windschatten der nächsten erreichbaren Tankstelle gelegt.

 

Englisch ... Ja, klingt so ähnlich, was die da von sich geben. Wer nun meint, die US-Amerikaner hätten einen heftigen Slang drauf, kann sich in Kanada davon überzeugen, dass es noch eine Steigerung gibt.

 

Entfernungen ... Nicht nur für Radler beachtlich, so etwa alle 500 KM findet man eine Metropole in der Größe eines niederbayrischen Dorfes vor (allerdings mit weniger Straßen, denn auf der einzigen, die dort existiert, fährt man ja schon ein paar Tage). Deswegen muss man allerdings keine 48-Stunden-Etappen einplanen, denn so alle 100 - 150 KM erscheint ein einsames Gebäude am Horizont, in dem es was zu futtern gibt - und natürlich in erster Linie die vierrädrigen Ärgernisse, wegen denen die Straße gebaut wurde, mit ihrem flüssigen Lebenssaft versorgt werden, kurz gesagt: Hier lernt man Tankstellen wirklich schätzen!

 

Essen ... Hamburger, Kuchen und Kaffee, was man halt an Raststätten so kriegt, ne? Und natürlich das übliche, cholesterinstärkende Frühstück, wie es mir eines Morgens humorvoll angeboten wurde: "You can have bacon and eggs, or bacon and eggs, or ... bacon and eggs!"

 

Fahrrad - Highlights ...  Ganz klar die kanadischen Rocky Mountains. Also praktisch die beiden Tage in der Mitte der Reise ... hört sich jetzt eigentlich nicht so doll an, aber der Alaska Highway bietet dem Radler mehr als nur stapelweise aneinander gelegte Berge und Seen. Gerade die sich ganz allmählich ändernden Eindrücke, die Blicke über das weite Land - also, wenn dir das die Seele nicht freipustet ...

 

Fahrradwege ... OK, war mal wieder Zeit für 'nen blöden Witz ...

 

Geschäfte am Sonntag ... Was für Geschäfte? Na gut, wo es sie gibt, ist der Sonntag wohl in Kanada kein Hinderungsgrund für Einkaufsorgien.

 

Hotels ... Mit schlechtem Gewissen gerade am Anfang und am Ende der Reise genutzte Zelt-Alternativen, mit tränenden Augen schaute ich jeweils 1.) 20 - 50 Dollar wehmütig hinterher und 2.) etwas missmutig aus der Wäsche, als ich das gemietete Etablissement dann in Augenschein nahm. OK, ok, sauber und einfach waren die Dinger halt, wer braucht schon mehr?!

 

Inside Passage ... auch Alaska Marine Highway genannt. Mit zahllosen Inseln geschmückter Teil des Pazifischen Ozeans, auf dem ich den ersten Teil meiner einwöchigen Heimreise bestritt. Also auf der Karte praktisch die ganze linke Seite unterhalb der Etappe 21.

 

Klima ... Kanada, Alaska, hey, da schnattert man ja schon beim lesen der Namen, ne? Von wegen ... Heiß war's, jedenfalls im August, und der beginnende September geizte auch noch nicht mit Temperaturen - allenfalls die 10 KM lange, finale Abfahrt hinunter nach Skagway, also der Empfang in Alaska, war dann doch ein bisschen frisch.

 

Menschen ... Jo, Kanadier halt, eih! Meiner unbescheidenen Meinung nach einfach die besseren Nordamerikaner.

 

Mücken ... Bis Mitte August waren die Viecher noch ziemlich fleißig, aber als die Nächte für Leute mit dicken Schlafsäcken angenehmer wurden, machten die Blutsauger sich weitestgehend dünne - übrigens so ähnlich wie seinerzeit ihre Kumpels in Finnland.

 

Orientierung ... Entfiel ab Dawson Creek, ab da gab's nur noch den Alaska Highway. Wichtigste Reiseunterlage war ab da nicht mehr die Karte, sondern das Verzeichnis über Verpflegungsmöglichkeiten - also Tankstellen.

 

Preise ... Och, ging eigentlich, wenn man bedenkt, dass in dieser abgelegenen Gegend alles teuer herangeschafft werden muss.

 

Reisezeit ... 5 Wochen von Anfang August bis Mitte September 1994.

 

Routenbeschreibung ...  Von Edmonton aus über eine nicht gerade einsame Strecke nach Dawson Creek, dort einklinken in - äh, auf - den Alaska Highway, der bei Whitehorse verlassen wurde. Ein kurzer Hüpfer an die Küste nach Skagway, von dort aus mit dem Dampfer 2.000 Km Richtung Süden nach Seattle, dann gleich nochmal eben nach Vancouver; Abflug. Hier geht's zur Karte.

 

Skagway ... Reizendes kleines Städtchen, jedenfalls, wenn man auf Wildwest-Romantik steht. Hier nahm vor rund hundert Jahren der Goldrausch seinen Anfang und so manch  hoffnungsvolle Karriere ihr jähes, bleihaltiges Ende.

 

Tiere ... Kanada kleckert nicht, es klotzt. Bären, Coyoten, Caribous - alles, was das Herz begeht (und was es manchmal, wenn die Viecher gar zu nahe kommen, tendenziell Richtung Hose wandern lässt).

 

Yukon Territory ... Da kriegt man als (Möchtegern) Abenteurer doch glasige Augen, ne? Lohnt sich aber wirklich das Ländle, obwohl die Gegend südlich davon stellenweise erheblich mehr Reize vorzuweisen hat.

 

Whitehorse ... Hauptstadt des Yukon Territory, so richtig mit mehreren Straßen. Nach rund 1.000 KM ohne richtige Infrastruktur ne wahre Wohltat.

 

Wind ... Weht auch in Kanada meist vom Westen her, hätt' ich mir eigentlich denken können. Milderte den Spaßfaktor an manchen Tagen nicht unerheblich.

 

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