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Historie Tja, wie kommt ein eher unscheinbarer Typ, der sich in der Schule sogar mal 'ne "5" in Sport abgeholt hat, zu solch ausgedehnten Touren ... Also, zunächst mal packte mich Ende der 70er das Reisefieber; natürlich mit dem Auto. Mit Freunden oder alleine wurde kreuz und quer durch Europa gedüst, bevorzugter Spielplatz Südfrankreich, Großbritannien und Norwegen - was halt damals so auf der üblichen Liste stand. U.a. gab's 1981 fünf Wochen, rund um die USA mit dem Greyhound, auf den Hintern: Pennen im Bus, tagsüber mit großen Augen durch die Gegend laufen ("äh, was ist das jetzt - ach ja; Golden Gate Bridge ...") und schwupp, am nächsten Tag gleich das nächste Highlight ("also, die Präsidenten-Köppe hab ich mir irgendwie größer vorgestellt ...") Irgendwann hat der "Arbeitsspeicher" einfach nicht mehr ausgereicht, und durch irgendein Hintertürchen schlich sich der Gedanke rein, dass weniger mehr sein könnte. Ein paar Wandertouren im guten alten Deutschland haben die angeschlagenen Geschmacksnerven wieder gerade gerückt, und als ich 1985 rüber nach Irland hüpfte, hatte ich mir Wandern auf dem Wicklow Way (südlich von Dublin) und ein kleines Fahrrad-Töurchen in Connemara auf der Westseite der Insel vorgenommen. Tatsächlich hatte ich die Empfehlung zum Fahrrad mieten aus einem fürchterlich alternativ angehauchten Reiseführer, der an sich grottenschlecht war, aber dieser Tipp hat dann tatsächlich einiges verändert. Nachdem ich also die erste Woche auf dem Wicklow Way abgetrabt hatte, schaffte ich mich rüber in den Westen - und erlebte auf dem gemieteten Rad (10 Jahre nicht mehr im Sattel gesessen) zunächst 2 Tage Dauerregen. Nix gesehen hab' ich von der Gegend, sch... anstrengend war es, hey, das ist das erste und letzte Mal! Dachte ich ... Doch dann war die Prüfung plötzlich vorbei, und ein fünf Tage langer Reisetraum bei anhaltendem Sonnenschein begann. Ich nistete mich in Leenane ein, erkundete von da aus die Nebentäler, und auf dem Rückweg war all die Herrlichkeit vor mir ausgebreitet, an denen ich vorher mit bedröppelter Brille achtlos vorbei gedüst war. Die Initialzündung war erfolgt, infiziert vom Fahrrad-Virus kann ich mir seitdem keine bessere Reise-Art vorstellen. Anderer Reiseführer, zwei Tage Regen mehr - Pustekuchen! Zufälligkeiten bestimmen das Leben ...
Wie määht dä dat eigentlich ... ? Nach 18 Jahren Sachbearbeiter bei Philips Medizin Systeme und 2 weiteren im Vertrieb eines Sony Professional Partners, der Hirz GmbH, war ich stolzer Besitzer eines Appartements, das zwar nicht gerade zum Kauf vieler Möbel inspiriert, aber auf jeden Fall mehr Platz bietet als das Zelt, in dem ich ja immerhin 3-4 Monate des Jahres verbringe - die Grundvoraussetzung für den (Teil)Ausstieg. Ende 1999 kam ich bei einer Zeitarbeit-Firma, der DIS AG, unter, mit 'nem Teilzeitvertrag in der Tasche. Seitdem knechte ich in der Zeit von Oktober bis April wie gewohnt, spare tüchtig Stunden an; und ab Mai folgt dann die goldene Zeit, 5 Monate Urlaub bzw. Gleitzeitausgleich. Grundgehalt läuft weiter, so dass unser Sozialstaat (kicher) auch seinen Teil kriegt, und ich düse in der Weltgeschichte umher oder vergehe mich am World Wide Web.
Tja, da kommt man nun, fit und voll der guten Vorsätze, im Spätsommer nach Hause zurück ... und was ein paar Wochen später bleibt, ist ein unmotivierter Blick auf das allzu herbstliche Wetter und der weise Entschluss, dem Körper fahrradtechnisch ein bisschen Pause zu gönnen. Nun ja, seit einigen Jahren zwingt mich der Verzicht auf's Auto auch bei relativ ungemütlichen Witterungsbedingungen auf Rad, und so heißt es mittlerweile im Winter nicht mehr: Füße hoch - sondern runter, auf die Pedale nämlich. Wenn man dann bestrebt ist, schon Anfang Mai wegzukommen, bleibt nix anders übrig, als spätestens zu Karneval die Knochen wieder intensiver aufs Rad zu hieven und das Wochenende möglichst auf demselben zu verbringen. Ostern ist dann endgültig, für mindestens 3 Tage am Stück, reserviert ... tja, dann könnte es eigentlich losgehen, aber da spricht meistens mein Arbeitgeber noch ein Wörtchen mit und lässt mich nicht vor Anfang Mai aus den Krallen. Also weitertrainieren, was das Zeug hält - nur um spätestens am 2. Tag der Tour festzustellen, dass man wieder viel zu faul gewesen ist ...
Solo? Nun bin ich ja bei weitem nicht der Einzige, der zusammen mit seinem Blechkameraden die fünf Kontinente unsicher macht - komischerweise pflegen viele von uns eine gemeinsame Marotte: Das Rad mitgezählt ist man schon zu zweit, also die ideale Zahl für eine Unternehmung ... ok. Es gibt tatsächlich stapelweise Gründe, warum so viele Radfahrer alleine in der Gegend herumziehen, in der Hauptsache dreht es sich dabei um so verschnarchte Dinge wie Trittfrequenz, Kondition und Tagesleistung. Tatsächlich liebe ich es tagsüber anzuhalten, zu fotografieren und Pause zu machen, wann und wo ich will, von der oft spontanen Entscheidung, wie weit es heute noch gehen soll, mal ganz abgesehen. Gut. Nachdem das alles so prächtig zusammen passt - und in der letzten Dekade auch super funktioniert hat - muss ich nun allmählich den Tatsachen in's vorwurfsvolle Auge blicken: Zusammen ist's doch schöner. Ähem. Dieser Stimmungsumschwung wird nicht zuletzt durch die Tatsache getragen, dass ich vor einiger Zeit eine wundervolle Frau kennenlernen durfte, die mich aus meiner "Splendid Isolation" herausgelöst hat. Und, siehe da, nach dem ersten Jahr entdeckte meine liebe Marion ebenfalls, wie schön es auf dem Fahrrad sein kann, und so kommt es, dass seit der Nordkap - Reise kürzere, aber schönere Touren (weil gemeinsam) und ein durchaus positiv verändertes Leben die Oberhand gewonnen haben.
Bin grad und einigermaßen beieinander in 2018 angekommen, und der aufmerksame Leser merkt: Da fehlen vielleicht noch ein paar Berichte. Stimmt, seit 2013 gab's noch etliche Radel KM, davon später mehr. Wer's wissen möchte: Dieses Jahr werden Marion und ich zusammen wieder den NOrden Deutschlands beehren, anschlißen krieg ich wahrscheinlich noch ne Rund im tiefsten Bayern, die wird dann wohl ein bisserl länger ausfallen: Der Jung ist schon fast in Rente ... |