Schon der Beginn, Anstieg bis Altreichenau, verlangt einiges an Einsatz. Pünktlich, beim Eintritt in die Alpenrepublik, hören die Schwierigkeiten auf, die Strecke zeigt eindeutig bergab. Leider meint mein vorderer Reifen diese Tendenz imitieren zu müssen, sein Luftvorrat macht sich zusehends dünne. Da dieses Verhalten dem gegenseitigen Vertrauen nicht unbedingt zuträglich ist, entbinde ich ihn kurzerhand auf Dauer von seinen Pflichten ... Die Gegend, das sogenannte Waldviertel, zeigt starke Ähnlichkeiten mit dem Bayrischen Wald und entsprechend sind die Aussichten, die sich im Laufe des Tages noch deutlich verbessern. Der morgendliche Höhenvorsprung ist jetzt Geschichte, Stirnband und Wadenmuskulatur zeigen, wozu sie gut sind. In Helferberg geht's wieder auf eine Nebenstraße, die den Schwierigkeitsgrad mal kurz aufs Maximum treibt, der größte Kranz muss her; doch das sind nur Scheingefechte, die weitere Strecke geht zwar permanent bergauf, aber selten mehr als 5 %. Gleichzeitig ist es der schönste Teil eines "Erste-Sahne" - Tages (Kalle's Klassifizierungen: Zum Abgewöhnen / Ganz OK / Mehr davon / Erste Sahne), von weitem winkt eine Burg mir zu, an der Seite sind haufenweise Felsen aufgereiht und immer wieder gibt es reizvolle Einblicke in Seitentäler. Von Waxenberg aus geht es stark hinunter, ich lande in Zvettl, ein von üblen Baustellen zugewucherter Ort. Sofort stürze ich mich auf die Nebenstrecke - uff! Satte vier KM geht es so steil bergauf, dass ich aus dem Sattel gehe. Zum Schluss muss ich fragen, im Gegensatz zu mir hat sich kaum ein helfendes Schild in diese Abgeschiedenheit verirrt. Lang und steil ist die abschließende Abfahrt, die mangels Masse nicht auf einem Zeltplatz endet, sondern in einer schön abseits gelegenen Herberge, die - auch in Bezug auf Futter und Schlaftrunk - mit einem guten Preis / Leistungsverhältnis Herz und Geldbörse erfreut.